DA CAPO
Ort
Vierundeinzig
Innsbruck
Termin
Sonntag, 1. Dezember 2024 17:00 Uhr
Programm
Günther Zechberger "wo eine weise ist" nach Texten aus "lebensregelnnebel" von Barbara Hundegger für Sopran, Sprecher und Ensemble, Uraufführung
Bogusław Schaeffer Summer Music
Marco Döttlinger töne mit verbundenen augen. klangraum für ensemble und elektronik
wo eine weise ist
„das projekt [lebensregelnnebel] befasst sich, ausgehend von sprichwörter-material aus mehreren ländern, mit dem sprachlichen und inhaltlichen potenzial dieser „sinn-sprüche“, vor allem ihrem subversiven charakter gegenüber obrigkeiten sowie der interessanten „lage“ von sprichwörtern zwischen staatlich-gesetzlichen, religiösen sowie moralisch-ethischen vorgaben und zwischenmenschlicher (lebens)-praxis, woraus sich ein teil ihres innerenspannungsverhält-nisses speist. denn die zone zwischen erlaubtem und verbotenem, wo etwas noch kein gesetzesverstoß und dennoch eine art unseriosität ist – und umgekehrt, – ist eine der domänen des sprichwortes.“ Barbara Hundegger
Die verwendeten Texte aus [lebensregelnnebel] sind: aus: Barbara Hundegger [in jeder zelle des körpers wohnt ein gedächtnis], Gedichte, Haymon Verlag, 2023
Meine Arbeit an ’wo eine weise ist’ ist ein Dialog mit sieben Gedichten aus [lebensregelnnebel] von Barbara Hundegger, Aktion und Reaktion sowie Kommunikation und Interaktion. Die Partitur ist zum einen Orientierungshilfe, Verpflichtung zum anderen. Es obliegt den Interpret:innen, die Balance in diesem Spannungsfeld zwischen festgelegten Strukturen und deren freien Gestaltungsmöglichkeiten zu definieren und damit den Dialog „bene placito“ weiter zu führen.
1984, ermutigt durch meinen Lehrer Prof. Boguslaw Schaeffer, gründete ich das Tiroler Ensemble für Neue Musik. Den damaligen Unkenrufen zum Trotz feiert dieses Ensemble jetzt sein 40-jähriges Jubiläum. Ich freue mich mit dem Tiroler Ensemble für Neue Musik / TENM über diese erfolgreichen 40 Jahre und gratuliere herzlichst zu diesem Jubiläum. Für den Auftrag, zu diesem Anlass ein Werk zu schreiben, bedanke ich mich mit ’wo eine weise ist’.
töne mit verbundenen augen
EINER ODER EINE MIT VERBUNDENEN AUGEN TASTET SICH IN KURZEM BOGEN AUS EINER GASSE UND MACHT SICH IN DER NÄCHSTEN WIEDER UNSICHTBAR
ZIELLOS UND ZIELBEWUßT, DER EINE MITTENDRIN SICH VON EINEM ZIELLOSEN IN EINEN ZIELBEWUßTEN VERWANDELND, WÄHREND SEIN ZIELBEWUßTER NACHFOLGER PLÖTZLICH DAS ZIEL VERLIERT
UMBRANDET VON EPISODISCHEM GETÖSE GLEICH EINER WINZIGEN INSEL
KOMMEN UND GEHEN, KOMMEN UND GEHEN.
(aus: Die Stunde da wir nichts voneinander wußten. Schauspiel von Peter Handke, 1992)
Dieses Theaterstück von Peter Handke kommt zur Gänze ohne Sprache aus, d.h. es gibt keinen einzigen gesprochenen Satz, keine Dialoge, Monologe, Chöre oder dergleichen. Es erscheinen lediglich Personen oder Personengruppen, welche die Bühne betreten und wieder verlassen. Auf einem kleinen Platz in Italien hatte er das rege Treiben beobachtet und wäre dabei "ins Schauen gekommen".
Für mich war in diesem Zusammenhang die Frage spannend, wie eine Übertragung ins Klangliche ablaufen könnte, d.h. wie eine Komposition beschaffen wäre, die eine ähnliche Erfahrung ermöglichen würde. Alle MusikerInnen interpretieren ihre Stimmen unabhängig voneinander (es existiert keine Partitur), unterstützt durch eine liveelektronische Klangebene und koordiniert durch Stoppuhren. Als HörerIn befindet man sich in der Mitte eines changierenden Klanggefüges, frei von hierarchischen Beziehungen. Man ist eingeladen, die Geschichte jeder Linie, jedes Einzeltones, ihr jeweils individuelles Kommen und Gehen, die Beziehungen zwischen mehreren Linien, ihr Zusammenlaufen und Auseinanderwollen zu entdecken - oder, um im Bild zu bleiben: ins Hören zu kommen.
Solisten
Sopran Eva Schöler
Sprecher Rafael Haider
Dirigent Nathan Harris
TENM - Tiroler Ensemble für Neue Musik
Zither Martin Mallaun
Viola Clemens Lins
Kontrabass Anna-Maria Volderauer
Flöte Mirjam Braun
Trompete Veronika Seidl
Posaune Benjamin Buchberger
Tuba Adriano Riml
Elektronik Marco Döttlinger
Schlagzeug Mirko Schuler